Regionalgeld
Komplementäre Währungssysteme
Was ist eigentlich Geld - welche Funktionen hat es?
Mit Geld kann man...
- Tauschen und Handeln
- Werte aufbewahren
- Ideen ermöglichen (in dem man es verleiht oder verschenkt)
- Werte steigern: häufig vergessen wird, dass man mit Geld nicht nur Werte bewahren, sondern auch steigern kann – durch Zinsen, die man erhält, wenn man Geld besitzt und es anderen leiht.
Ist es sinnvoll, für alle diese Funktionen nur eine Art von Geld – in Europa den Euro – zu haben?
Grundidee
Die Grundidee komplementärer Währungssysteme ist es, zusätzlich zum Euro weitere Währungen einzuführen, die nur einer Funktion dienen. Regionale Währungen (Regiogeld) sollen z.B. ausschließlich dazu dienen, den Tausch und Handel innerhalb einer Region zu ermöglichen. Damit soll ermöglicht werden, dass ausgegebenes Geld in der Region zirkuliert und z.B. nicht an Finanzmärkten damit spekuliert wird, ohne dass ein erkennbarer Nutzen besteht. Ohne sich vom Weltmarkt abzukoppeln, soll gefördert werden, dass Produkte, die sinnvollerweise aus der Region kommen können (z.B. Nahrungsmittel und Energie) auch aus dieser kommen.
Erweiterung
Viele Menschen betrachten das Zinssystem als eine im System verankerte Ursache für eine automatische Umverteilung von arm zu reich einerseits und einen permanenten Wachstumszwang, der sich z.B. negativ auf die Umwelt auswirkt, andererseits. Geld, das zum Tauschen diene, solle nicht gehortet oder zu spekulativen Zwecken angelegt werden, sondern solle fließen und einen Kreislauf bilden. Um diesen Geldfluss zu fördern und Zinsen zu vermeiden haben Ökonomen wie Silvio Gesell vorgeschlagen, Geld künstlich altern zu lassen, in dem es in regelmäßigen Abständen automatisch an Wert verliert. Diese Idee haben viele Regionalgeld-Initiativen angewendet. Beispielsweise verliert der „Chiemgauer“ alle drei Monate 2% seines Wertes. Dies sorgt dafür, dass er schnell ausgegeben und nicht gesammelt wird.
Kritik und offene Fragen
Die Liste der Kritik an Regionalgeldsystemen ist lang. Sie reicht vom Vorwurf der Abschottung der Regionen („Protektionismus“) bis hin zur Annahme, dass durch eine Beschleunigung des Geldkreislaufs in Verbindung mit der Mehrwertsteuer (die weiterhin in Euro gezahlt wird), mehr Geld aus der Region abfließe. Regiogeld sei außerdem etwas für extreme Idealisten, „normale Menschen“ würden sich nie bereit erklären, ein Geld zu nutzen, dass automatisch an Wert verliere. Herkömmliches Geld verlöre durch die Inflation ohnehin an Wert, daher sei die Idee der künstlichen Abwertung nutzlos.
Konkrete Umsetzungen
- Eines der bekanntesten Beispiele für ein komplementäres Währungssystem ist der "Chiemgauer" am Chiemsee. Informationen dazu auf: www.chiemgauer.info
- Übersichtskarte - Hier findest du Regionalwährungen in deiner Region
Websites
- www.regiogeld.de - Seite des Verbands der Regionalgelder mit vielen Informationen und Hintergründen - und einer Übersicht, wo es in Deiner Nähe bereits Regionalgelder und Initiativen zu deren Einführung gibt.
Bücher und Texte
- Georg F. von Canal: Geisteswissenschaft und Ökonomie.
NovalisVerlag, 1992, ISBN 3721406346, 9783721406344