Soziale Dreigliederung

Das Problem

Der Systemstreit, ob Marktwirtschaft oder Planwirtschaft das bessere System sei, hat das 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt. Bis heute tendieren wir zu einem schwarz-weiß Denken, einer Diskussion, ob dieses oder jenes System besser wäre. Dabei haben sowohl Vertreter der Marktwirtschaft gute Argumente, wenn sie Freiheit, Eigenverantwortung und Kreativität fordern, als auch Vertreter eines starken Staates, der sich für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit einsetzt. Die Ideale der Französischen Revolution Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit (bzw. Solidarität) scheinen sich zunächst zu widersprechen. Freiheit und Gleichheit schließen sich gegenseitig aus – wenn sie auf der gleichen Ebene gedacht werden.
Heute, nach dem Ende der meisten sozialistischen Versuche, erleben wir eine starke Dominanz wirtschaftlicher Interessen in allen gesellschaftlichen Bereichen, v.a. auch in der Bildung. Schulen und Hochschulen werden immer stärker zu Produktionsanlagen für Arbeitskräfte umgebaut. Die Gegenforderung ist häufig: ein starker Staat, der die vollständige Verantwortung für die Bildung übernimmt.

Gibt es nichts dazwischen, gibt es keine Ideen mehr zu einer Gesellschaftsgestaltung jenseits der Frage, ob Staat oder Markt zuständig seien?

Grundidee

Die Idee der sozialen Dreigliederung ist es, grundlegende Bereiche des gesellschaftlichen Lebens unabhängig voneinander zu gestalten und die Ideale der Französischen Revolution jeweils einzeln auf diese zu beziehen:

  • Freiheit im Geistesleben (Bildung, Kultur)
  • Gleichheit im Rechtsleben (gleiche Rechte für alle)
  • Solidarität (bzw. "Brüderlichkeit") im Wirtschaftsleben (füreinander arbeiten, statt gegeneinander)

Alle drei Bereiche sind von höchster Wichtigkeit für eine Gesellschaft und müssen zusammen spielen, sollten sich jedoch nicht gegenseitig beeinflussen (beispielsweise sollte weder die Wirtschaft, noch die Politik die Bildung beeinflussen).

Praktische Umsetzungen

Es gab und gibt keinen Staat, der nach der Idee der sozialen Dreigliederung gestaltet ist. Jedoch kann man mit dieser Idee einfach selbst anfangen und unabhängige Organisationen bilden, die nach diesen Prinzipien arbeiten.
Beispiele sind freie Schulen (Waldorfschulen, Montessori-Schulen etc.), die sich keine Lehrpläne von Außen vorschreiben lassen und Schüler nicht als Produkte für den Arbeitsmarkt, sondern Menschen in ihrer freien Entwicklung fördern wollen.
Auch in der Wirtschaft gibt es Unternehmen, deren oberstes Ziel nicht der Profit, sondern das Erstellen von sinnvollen Produkten und Dienstleistungen ist, die Mensch und Erde dienen. Ein gutes Beispiel im Bereich der Wirtschaftsunternehmen ist die Neuguss Verwaltungsgesellschaft. Die Gewinne der Tochterunternehmen kommen der GLS Treuhand e.V. zu Gute und fließen somit wieder zurück in gemeinnützige Zwecke und kommen somit der Gesellschaft zu Gute.
Es lässt sich auch die Frage stellen, ob letztlich nicht jede wirtschaftliche Aktivität für jeweils andere Menschen sinnvoll ist – sonst würde sie kaum stattfinden. Warum machen wir eigentlich Wirtschaft?
Im Bereich der Politik gibt es Initiativen, die sich für eine direktere Demokratie einsetzen, die Menschen mehr Partizipation und Mitsprache an Entscheidungen ermöglichen soll.

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